Nachdem mein Bruder auf La Palma wohnt, interessiert es mich natürlich schon sehr, was da gerade passiert.

In kurzen Worten: Mit einer großen Anzahl an Erdbeben hat es angefangen; in den letzten 48 Stunden vor dem Vulkanausbruch waren es über 4000 Einzelbeben ... und auch jetzt bebt es weiter; allerdings zum einen mit abnehmender Tendenz, aber zunehmender Wirkung (ohne bisher erdbebenmässig wirklich gefährlich zu sein).
Der Vulkan spuckt Unmengen von Lava aus, die in Richtung Meer (Atlantik) fließt, aber inzwischen fast zum Stillstand gekommen ist ... obwohl sich der Lavaausfluss erhöht. Etliche 100 Häuser sind bisher in Rauch und Feuer untergegangen.
Die Vulkantätigkeit hat ebenfalls an Intensität zugenommen; Feuer und glühende Lava kommt inzwischen aus drei "Löchern" heraus und es wird mit weiteren Öffnungen gerechnet.
Die Behörden rechnen damit, dass der Hauptkegel kollabieren könnte; das würde bedeuten, dass 1000de Tonnen Lava zurück in den Kegel rutschen und damit das Loch verstopfen, was damit im Inneren des Vulkans zu unkontrollierbarem Druckanstieg führt; ein Druckanstieg, der irgendwo einen Druckausgleich sucht und findet.
Im "worst case" (Explosion weit aber nicht weit genug unterhalb der Wasserlinie mit zig1000en Tonnen Wasser, das explosionsartig verdampft) könnte das bedeuten, dass La Palma explodiert, in Richtung Atlantik abkippt (der Untergrund von La Palma ist entsprechend locker / bröselig, dass der dieser Explosion nicht standhalten würde), einen Tsunami auslöst, der 7 Stunden später die Küstenlinie der USA erreicht und dort mit einer Wellenhöhe von 60 Metern New York verwüstet (von allen anderen Verwüstungen abgesehen). Dass der Untergang von La Palma so ablaufen wird, wurde schon vor etlichen Jahren durch Computersimulationen mehr oder weniger "bewiesen". Es war und ist nur nicht klar, wann das passieren wird.

Was meinen die Geologen und Vulkanologen unter euch dazu?

Ergänzung vom Tage:
Südlich von den bisherigen drei Öffnungen hat sich eine weitere Öffnung aufgetan, aus der Lava austritt.
Der "Hauptvulkan" (mit dem diesmal alles begann) hat inzwischen einen über 250 m hohen Kegel aufgeschüttet, der nach wie vor zum Kollabieren neigt.
Der Flughafen auf der anderen Seite der Insel (also hinter dem Nord-Süd-Kamm, der ihn vor dem Vulkan quasi beschützt) wurde heute geschlossen. Das scheint allerdings nur eine kurzzeitige Vorsichtsmaßnahme zu sein und wegen der nötigen Reinigung der Start-Landebahn von größeren Mengen Flugasche.

Was noch so am Rande passiert: Die Inselregierung unterbindet aktuelle Videoaufnahmen privater Stellen z.B. durch Drohnen. Das insulare Fernsehen darf weiterhin Drohnen benutzen, bringt aber nur "schöne Feuerspeivideos" und paar Tage alte Videoaufnahmen, kein neueres Videomaterial mit den Auswirkungen der Lavaströme. Auch wenn es keine Beweise hierfür gibt: Die ersten Verschwörungstheorien tauchen dahingehend auf, dass die Lage ernster ist als bekannt ist und wenn die Bevölkerung alles wüsste, würde Panik ausbrechen; aber wie oben geschrieben und was für alle Verschwörungstheorien gilt: Es ist nicht beweisbar und das Verhalten von Vulkanen ist eben einfach nicht vorhersehbar.

(Der Vulkanausbruch begann am 19.09.2021 nachmittags, also vor nicht einmal einer Woche; ein Ende ist nicht abzusehen).

Hallo Adlerauge, die Verschwörungstheorien drehen sich weniger um das vulkanische Geschehen an sich, das die Palmeros relativ gelassen hinnehmen (bis auf die, die ihre Häuser bereits verloren haben oder deren Häuser so nah am Ende des Lavastromes stehen, dass sie Angst haben, die nächsten zu sein), sondern um die Frage, warum Regierungsorganisationen den Nachrichtenaustausch unterbinden wollen; dazu muss es doch irgendwelche "miesen" Gründe geben.

Zu den Lavaströmen zwei "Kuriositäten":
- ein Ferienhaus eines dänischen Eigentümers wurde vom Lava verschont und nur "mit entsprechendem Sicherheitsabstand umzingelt" - was aber wenig nützt, da es ohne Wasser und Strom ist (beides ist in den Lavamassen zerstört worden) und das Haus für mehrere Monate nicht aufgesucht werden kann - das ist erst möglich wenn das Lava entsprechend abgekühlt ist.
- Die Kirche von Todoque wurde auch verschont. Der Lavastrom hat sich vor der Kirche geteilt und sich nicht mehr vereinigt. Inzwischen ist es zum Stillstand gekommen - allerdings weiß man nicht, wie lange dieser Stillstand anhält, da von oben weitere glühende Lava nachfolgt.

Die Lavaströme sind im Schnitt 6 m hoch; vereinzelt bis zu 15 m!

Genau; dieses Haus meinte ich.

Mein Bruder ist noch auf der Insel. Er wohnt weit genug weg von den vulkanischen Ereignissen. Was ihm aber trotzdem Kopfzerbrechen bereitet ist die Gesamtsituation unabhängig davon, ob es zum apokalyptischen Ende von La Palma kommt oder nicht. Er geht eher davon aus, dass es nicht soweit kommt, aber die Insel wird auch dann für ihn nicht mehr sein wie sie war; dazu ist sie auch jetzt schon zu großflächig zerstört. Es hat an der Westküste den am dichtesten besiedelten Teil außerhalb der großen Ortschaften direkt betroffen und weitere namhafte Ortschaften vermutlich auf Monate hinaus von der Umwelt abgeschnitten. Was er letztlich machen wird, weiß er selbst noch nicht; aber er hat zumindest keinen unmittelbaren Zeitdruck, sondern kann, wenn es denn so weit kommen sollte, den Rückzug von der Insel geordnet angehen.

Hallo GrayWolf,
die Videos aus Deinem Link kenne ich bereits; die sind vom letzten Dienstag (21.09.21) - da durften die Drohnen noch fliegen. Warum dann die Drohnen verboten wurden, wurde von der Inselregierung nicht kommuniziert - Deine Begründung wäre ja stichhaltig und würde von der dortigen Bevölkerung sicherlich eingesehen werden, aber eine Begründung ist eben nicht erfolgt.

Liebe Rita,

ich danke Dir für Deine Anteilnahme am Schicksal der Insel, der Palmeros und meines Bruders.

Zum jetzigen Stand kann ich Dir sagen - Dich dahingehend beruhigen -, dass für meinen Bruder keine unmittelbare Gefahr besteht; das ganze Geschehen findet ca. 13 km Luftlinie südöstlich von ihm statt und selbst wenn der Vulkan Lava ohne Ende ausspuckt, kann diese ihn geologisch bedingt nicht erreichen - zwischen ihm und dem Vulkan wäre als letzte Bremse der sog. "Große Barranquo", der alles ins Meer ableiten würde. Auch wenn damit nicht zu rechnen ist: Wenn die Lava wirklich den erreichen würde, dann wäre der Südwesten der Insel auch ohne Apokalypse "tot" - ein einziges ca 45 Quadratkilometer großes Lavafeld, in dem nichts mehr existiert.

Zum Bericht #5 eine Hiobsbotschaft:

Das Wunder von Todoque ist keines mehr; der Ortskern wurde vom wieder fließenden Lava "überrannt"; damit hat (nicht nur) die Kirche aufgehört zu existieren. Die Behörden gehen davon aus, dass der ganze Ort Todoque vom Lava plattgemacht wird und von der Landkarte verschwindet, das Lava doch das Meer erreicht und damit alle Straßenverbindungen in den Südwesten der Insel blockiert. Puerto Naos und El Remo sind ja bereits evakuiert und jetzt auch komplett von der Außenwelt abgeschottet - bzw. nur noch durch Wirtschaftswege über die Bananenplantagen über Fuencaliente und Jedey erreichbar.

Die direkte Straßenverbindung von der westlichen Inselhauptstadt Los LLanos nach Puerto Naos war 10 km lang. Jetzt muss der Autoverkehr von Los LLanos über El Paso, den Straßentunnel, nach Sta Cruz und von dort zur Westspitze (Fuencaliente) und dann nach Nordwesten (Jedey) und von dort dann durch die Bananenplantagen durch nach Puerto Naos geführt werden. Aus 10 km werden 100 km - aber insgesamt ist das natürlich ein kleines Problem gegen das, was der Vulkan insgesamt anrichtet.

Sachstand von heute:

Heute war ein Tag relativer Ruhe und die erste Hoffnung keimte auf, dass der Schrecken der Medusa vorbei sei. Vorbei wars allerdings später mit der Ruhe; Lava kommt wieder raus, Feuer und Asche ebenso und die Erde bebte erneut (diesmal heftiger als vor einer Woche die vielen kleineren Beben) und das Epizentrum des Erdbebens hatte sich verlagert auf die Gegend zwischen dem ausgebrochenen Vulkan und Fuencaliente an der Südspitze von La Palma - da, wo vor 50 Jahren der Vulkanausbruch war.

Die lokalen Vulkanologen und Geologen erklärten das alles als normal; der Vulkan hole nur zwischendurch mal Luft und dann ginge es weiter. Präzise Vorhersagen seien nach wie vor nicht möglich ... es könne ruhiger werden, es könne schlimmer werden.

Man kann anhand verschiedener Anzeichen feststellen, dass ein Vulkan ausbrechen wird. Nicht feststellen kann man, wann er das dann auch tut, in welcher Intensität das stattfinden wird und wie lange das dauern wird. Es kann auch sein, dass der Vulkan nicht da ausbricht, wo man es erwartet hat, sondern irgendwo in der Nähe.

Was die Vulkantätigkeit in der Eifel betrifft: Die Anzeichen mehren sich, dass ein Vulkanausbruch "bald" bevorsteht; allerdings ist der Begriff "bald" in der Erdgeschichte sehr dehnbar und kann "übermorgen" genauso bedeuten wie "in 10000 Jahren".

Mal wieder das Neueste vom Tage:

Die Lava hat das Meer erreicht.

Damit sind auf der Westseite der Insel alle Verkehrswege gekappt zwischen El Paso, Los LLanos, Tazacorte (im Westen der Insel) und Puerto Naos, El Remo, Jedey, Fuencaliente (im Südwesten der Insel).

Über neu entstandene Schäden ist noch nichts durchgesickert ... ausser, dass der Vulkan bzw. Lavaausstoß wieder zugenommen hat.

Sachstand von heute:

Vor 2 Stunden ist der Nordkrater kollabiert; über Auswirkungen ist noch relativ wenig bekannt. Ist ja dunkel und daher wenig zu sehen außer dem "Glutofen der Hölle"

Insgesamt heute: Höherer Lavaausstoß; mehr Erdbeben (bis Stärke 4) als gestern; aber alles ist ruhiger - keine Ahnung, wie das zusammenpasst. Der Lavastrom fließt inzwischen auch Richtung Los LLanos, wird aber vermutlich vorher links abbiegen Richtung Atlantik. Teile von La Laguna wurden vorsichtshalber evakuiert; der Treibstoff von der dortigen Tankstelle abgepumpt.

Die Wasserversorgung auf der Südwestseite ist weitgehend zusammengebrochen und bedeutet möglicherweise das Aus für die dortigen Bananenplantagen (mit dem Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Insel; benötigt sehr viel Wasser).

Die Inselregierung überlegt, wie sie das Ganze touristisch vermarkten kann.

Lagebericht von heute:
Die Wasserversorgung für den Südwesten funktioniert wieder - es wurde in zwei riesige Wasserentsalzungsanlagen investiert. Die Bananenernte ist allerdings für dieses Jahr weitgehend gelaufen.
Der Vulkan hat sich auf mittlerem Niveau stabilisiert; d.h. die großen Ausbrüche sind ausgeblieben, aber es pumpert, dröhnt, raucht und Lava fließt weiterhin. Die Behörden rechnen damit dass es so noch wochenlang weitergeht.
Der Lavastrom Richtung Los LLanos ist zum Stillstand gekommen, bzw. biegt links ab, wo er sich mit dem Hauptstrom vereinigt hat. Zwischen beiden Strömen befindet sich so etwas wie eine Insel mit etlichen Häusern, die nur noch auf dem Luftweg erreichbar sind - die aber auch schon längst evakuiert wurden.