Oder ist das eher selten der Fall?
Wovon ist das abhängig?

Das "Gewohnte" kennt man - es funktioniert, und man muss nicht mehr großartig darüber nachdenken. Bei was neuem muss man sich konzentrieren, aufpassen - das läuft noch nicht so "automatisch". Wenn sich die Neuerung als eine deutliche Vereinfachung oder Verbesserung herausstellt, dann nimmt man die "Eingewöhnungszeit" und ihre Mühen gerne in Kauf, aber oft genug ist das Neue erst mal nur "was anderes", eine andere Variante - weder mit überzeugenden Vorteilen noch mit einer einfacheren Handhabung. Und dann empfindet man sie keineswegs als Verbesserung.

Wer z.B. ein älteres Softwarepaket nutzt und damit gut zurecht kommt, der kann von einem neuen (dank zusätzlicher Features o.ä.) einerseits ganz angetan sein, aber wenn er die gewohnten Funktionen - obwohl vorhanden - nicht mehr findet, dann ist die Freude schnell getrübt. Wenn dann zusätzlich noch zahllose Bugs dazukommen - nicht unüblich, die Produkte müssen schnell auf den Markt ("Bananensoftware" - reift beim Kunden) - dann ist der Eindruck schnell da, dass diese Neuerung wohl eher ein ordentlicher Schritt rückwärts war.

Kaum ein Mensch friert gerne, frieren heisst, mehr Energie erzeugen müssen, was anstrengt. Wie Paul42 schon sagte, Neues erfordert erstmal Energie, man muss sich damit beschäftigen usw., das macht man nur, wenn Vorteile erkennbar sind. Neues ist objektiv nicht zwingend schlechter, das „schlecht“ ist im Grunde genommen subjektiv, kann sich durchaus in „gut“ ändern, wenn man sich mehr oder weniger freiwillig damit beschäftigt.
„Früher war alles besser“ sagt man wohl auch deswegen, weil man mit fortschreitendem Alter weniger Energie hat, aufwenden will.

Zitat von Pepsi im Beitrag #1

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Oder ist das eher selten der Fall?
Wovon ist das abhängig?

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Ich erfreue mich meist an neuen Dingen, weil dafür alte, abgenutzte ihren Platz geräumt haben.

Ein Ding. Ein neuer Schrank, ein neues Shirt.

Veränderte Situationen erscheinen allerdings häufig erst mal eher etwas bedrohlich. Das ist
sicherlich der Unsicherheit geschuldet, die mit dem Erleben des Neuen einhergeht.

Ich z.B. weiß, daß ich im nächsten Jahr meinen größten Kunden verliere. Blöd, daran hängen
viele Arbeitsplätze von meinen Kolleginnen. Aber da mir alle vergewissert haben, daß sie gerne
bei mir bleiben wollen, schauen wir nun gemeinsam, wie wir das Problem lösen können.

Da ich bei diesem Kunden noch bis zum Jahresende ein- und ausgehen werde, mich aber jetzt
schon als persona non grata fühlen darf, bin ich schon so weit, mich auf den letzten Tag dort
zu freuen. Weil es mir eine Erleichterung sein wird, obwohl es mich massiv zurückwerfen wird.

Neu heißt fast immer auch anders. Das scheint eher den Kern des Problems zu treffen.

Mit der Andersartigkeit umgehen zu können ist wohl der Schlüssel dafür, etwas positiv, oder
auch negativ zu fühlen.

Blumige Erzählungen und Fotos aus der Vergangenheit können Erinnerungen in unser Gedächtnis zaubern, die gar nicht stimmen.


Psychologin Julia Shaw erklärt, wie die Verklärung der Vergangenheit funktioniert.


Die meisten Menschen leiden unter einer "Rosige-Vergangenheit"-Verzerrung. Das heißt ganz einfach, dass wir im Nachhinein gern meinen, unsere Erfahrungen seien interessanter gewesen, als sie es tatsächlich waren.

In einer Serie von Studien von Terence Mitchell und Kollegen in den USA wurde schon Ende des letzten Jahrhunderts gezeigt, dass Menschen überschätzen, wie sehr sie sich bei ihrer Europareise, ihrem Drei-Wochen-Fahrradtrip durch Kalifornien oder beim Feiern des Erntedankfestes vergnügt hatten.

Die Forscher dokumentierten nämlich, dass die Probanden während der gemachten Erfahrungen oft negative Emotionen hatten - weil sie abgelenkt, enttäuscht oder von Selbstzweifeln geplagt waren. Nur wenige Tage später waren diese unguten Gefühle jedoch vollends vergessen.

Wenn wir aber das Schlechte vergessen, das Gute hingegen in bester Erinnerung behalten, folgt daraus nahezu logisch die Sehnsucht nach der vermeintlich großartigen Vergangenheit. Eine Sehnsucht, die von Politikern und Marketingprofis ausgenutzt wird.

Mit Nostalgie spielende Werbespots und Wahlkampfslogans, die eine Rückkehr zur "guten alten Zeit" versprechen, verstärken noch unseren Hang nach Vergangenheitsverklärung. Erinnerungen werden dadurch regelrecht "gehackt" - und dies hat auch direkte Auswirkungen auf unser Verhalten. Darauf, wie und wer gewählt wird und wie und wofür wir Geld ausgeben.


Verblasste Erinnerungen

Wenn Sie über 40 sind, müssen Sie noch vorsichtiger sein mit Nostalgie-Effekten. Laut den Forschern Jonathan Koppel und David Rubin ist der sogenannte Reminiszenz Bump "eines der robustesten Ergebnisse in der autobiografischen Gedächtnisforschung". Er bezeichnet die Tatsache, dass die allermeisten Menschen über 40 mehr Erinnerungen von ihrer Jugend und ihrem frühen Erwachsenenalter haben als für die Zeit danach.

Die Affinität für Nostalgie und die damit falschen Erinnerungen an die Vergangenheit nehmen mit dem Alter zu. Verzerrungen und Verklärungen werden immer wahrscheinlicher. Dabei merken wir meist nicht, wie fehlerhaft unser emotionales Gedächtnis arbeitet und haben deswegen ein übermäßiges Selbstvertrauen in die Zuverlässigkeit unserer Erinnerungen.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...-a-1120337.html
https://vistano.com/psychologie/psycholo...h-alles-besser/

https://www.spektrum.de/rezension/die-gu...-zeiten/1223349




@ Liebe Pepsi,

bei Deiner Frage fiel mir das Sprichwort ein: "Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen die Ecken!"


Um Deine Frage persönlich zu beantworten ==> für mich sind neue Dinge zunächst immer besser als Gewohntes, weil ich sehr neugierig bin und Dinge gerne ausprobiere bzw. erforsche! Natürlich kann es passieren, dass ich leise "Mist" fluche und wieder zu alt Bewährten greife -- was aber nicht heißt, dass ich fortan dabei bleibe. In diesem Fall gedulde ich mich und warte, bis ich wieder etwas Neues entdecke.