Was wäre, wenn ein Gesetz vorschreiben würde, Schlagzeilen immer positiv zu formulieren?

Z.B. in Zeitungen und anderen Medien?

Das wäre der Versuch einer Idee der Verwirklichung von so etwas wie "Heile Welt" zu etablieren. Schon das Ansinnen verstieße gegen Meinungsfreiheit und Pressefreiheit zugleich, d. h. gegen unser Grundgesetz.

Wer Furchtbares mitteilen will, muss es auch furchtbar übertiteln dürfen. "Furchtbar" klingt zunächst nicht sachlich, es scheint ein emotionaler Begriff zu sein. Aber die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki waren furchtbar und schrecklich, weil sie auch sachlich und faktisch die Furcht und den Schrecken gebracht haben, das ist keine persönliche Empfindung mehr, es ist die Beschreibung, was Millionen Menschen empfanden. Solche Dinmge werden oft missverstanden. Es gibt kühle, ja nüchtern-kalte Denker, sie sagen, nur die Zerstörungen sind sachliche Tatsachen, die Welt der Empfindungen sind nicht sachlich, was richtig und falsch zugleich ist. Wenn in aller Welt Bestürzung, ich wiederhole "Furcht und Schrecken", wie die Namen der Marsmonde Phobos und Deimos, herrscht, dann ist es ein Irrtum zu meinen, die Erwähnung dieser Tatsache sei nicht sachlich. Deshalb wird eine seriöse Tageszeitung (SZ, FAZ, NZZ, New York Times u. a.) dennoch bemüht sein, äußerliche Fakten in den Mittelpunkt sachlicher Berichterstattung zu stellen, aber nach Atombomben oder Kriegshandlungen, nach Terror und Naturkatastrophen, bleiben die Aussagen auch in sachlicher Form für jeweilige Leser schockierend und da könnten keine freundlichen Überschriften Abhilfe leisten, wenn der Inhalt vom Grauen berichtet, auch wenn das Grauen nicht verbal nahegelegt werden muss.

Ohne lange zu fragen, was hier unter "positiv" zu verstehen wäre, sondern positiv einfach im gemeinten Sinne der Freundlichkeit verstehend, kann man hier also nichts weiter missverstehen und deshalb keine positiven Schlagzeilen verbreiten, wenn die Grundlage dazu fehlt.

Es wäre zugleich eine Form des Etikettenschwindels, es geschah ein schreckliches Unglück - wie sollte man es überschreiben und titulieren? "Gott sei Dank nur 50 Tote und keine 100?" Ein krasses Beispiel, sicher auch unrealistisch, aber es zeigt etwas. Es wäre makaber, mehr als das. Überschriebe man aber einen Artikel, der dann im Detail viele Tote zugeben müsste, zum Beispiel mit der Überschrift "Mutter und Kind gerettet", so wäre auch der Sinn der Überschrift verfehlt. Es wäre wie eine Themenverfehlung, selbst wenn die Rettung von Mutter in Kind im Verhältnis zu allen anderen Todesopfern höchst erfreulich wäre. Die Gesamtsituation ließe keine Überschrift der Freude zu, auf gar keinen Fall.

Was sollte eine Überschrift im Regelfall charakterisieren? Genauer eine Doppelfrage, denn was sollte sie, die Überschrift selbst, aber auch welche ereignishaften Vorgänge sollte sie charakterisieren? Sie muss den Inhalt zusammenfassen, ihn soweit kennzeichnen, damit alle Leser wissen, worum es hier geht, auch wenn Zusammenfassung keine vollständige Inhaltsangabe sein kann, dazu sind Überschriften viel zu kurz. Deshalb kann man in einem schlimmen Fall und nach einem üblen Vorgang leider nichts Positives nennen, wenn der Bericht selbst nicht positiv ausfallen kann. Ein Kinderschänder hat ein kleines Mädchen ermordet. Da verbietet sich wirklich alles andere für den seriösen Journalismus, als einzig und allein diese traurige Tatsache mit Daten und Fakten zunächst auch schon in eine kennzeichnende Überschrift zu verpacken. Man sollte es, wie schon gesagt, auf behutsame Weise und seriös tun. Aber man kann für negative Dinge nicht in allen Fällen positive Überschriften finden.

Was man unternehmen und gezielt wollen kann, das ist, sich zu bemühen weder die Dinge schön zu reden, noch reißerisch, wie in Boulevard-Zeitungen leider üblich, das heißt, nicht zu dramatisieren und zu schockierend zu formulieren, denn das muss wirklich nicht sein.

Der richtige Ansatz ist jedoch, die Dinge so behutsam und so klar wie möglich gleichzeitig zu formulieren. Das heißt nicht, es an Deutlichkeit und Klarheit fehlen zu lassen. Das versuche ich oft, aber manchmal geht es einfach nicht. Wenn man manche Dinge, zum Beispiel solche, die Aufforderungscharakter haben, nicht deutlich und mitunter sogar scharf formuliert, dann verlieren sie ihre Wirkung und andere erkennen nicht, wie ernst es einem ist. Man muss ernste Dinge ernst sagen und braucht nicht zu übertreiben, wie gesagt, es geht nicht darum, zu dramatisieren, zugespitzter gesagt: es geht gerade darum, nicht zu dramatisieren, aber man sollte dabei durchaus deutlich sein, so deutlich wie möglich.

Was muss eine Headline leisten?

In der Werbung im Bereich Marketing und im weiteren Bereich Publik Relations mag mitunter die vereinfachte Formel gelten, dass die Headline in erster Linie "Interesse wecken" soll, denn dass allein die Überschrift schon den Inhalt erklären und zusammenfassen soll, das kann keine Forderung sein. Wenn man sich spätestens der Idee des Titels eine Buches nähert, dann wird das klar. Wie sollte man mit zwei bis fünf Titel-Worten, die meisten Buchtitel sind nicht länger, im Schnitt 300 Buchseiten zusammenfassen können? Das geht nicht. Auch ein Artikel mit 500 bis 1000 Worten kann nicht mit zehn Worten erklärt werden.

Aber der Versuch, zu sagen, worum es geht, er sollte dennoch nicht fehlschlagen, wenn es um redaktionell griffig getroffene Überschriften geht. Da heißt es Farbe zu bekennen, auch wenn die Botschaft schmerzt.

LG Scooby

Chapeau!
Wunderbar geschrieben, lieber Scooby, herzlichen Dank!


Es gibt Zeitungen nur mit positiven Nachrichten, aber diese bringen nur einen winzigen Teilaspekt der Wirklichkeit und sagen nichts über das aktuelle Weltgeschehen aus!
https://www.ecosia.org/search?q=zeitunge...ven+nachrichten

Sicherlich ist es sehr erfreulich, dass sich z.B. nach 20 Jahren wieder Schildkröten am Strand in Mumbai nach der Müllsammel-Aktion eingefunden haben - oder dass eine Bürgerinitiative Abschnitte der Stadt-Autobahn bepflanzte, um die Luftqualität zu verbessern. Solche Nachrichten braucht es auch, damit die Hoffnung wieder genährt wird, dass es für unseren Planeten doch noch nicht zu spät ist und spornen außerdem an, sich ebenfalls einzubringen und mitzuhelfen!
https://www.facebook.com/goodnewsdeutsch/

LG Jini :-)

Vielen Dank, liebe Jini,

das Problem dabei tritt fast laufend auf, dass ich manchmal recht engagiert und tief in die jeweilige Materie einzusteigen pflege, dann vergeht die Zeit wie im Fluge. In der Zeit in der man einen ausführlichen Beitrag schreibt, könnte man zehn kürzere schreiben, zwanzig ganz kurze und dreissig Wortspiel-Beiträge. Aber es kommt eben oft nicht auf Quantität, sondern auf Qualität an, das ist nicht ganz einfach.

... Du weißt, was ich unter anderem noch alles lesen und beantworten muss. Zwinker!

LG Scooby

Dann wären die Medien noch verlogener als sie eh schon sind,es gibt doch genug Fake - News nur um Kohle zu scheffeln.Mittlerweile ist das so krank geworden wie unsere Gesellschaft.Unsere Gesellschaft wo jeder nur noch an sich selbst denkt und nicht mehr an andere..einfach nur mad.

Überschriften gehören unbestreitbar zu den wichtigsten Teilen eines Artikels. Noch bevor der Leser beginnt, sich dem eigentlichen Text zu widmen, fällt beim Betrachten der Überschrift die Entscheidung darüber, ob ein Artikel für interessant, also lesenswert, gehalten wird oder nicht. Aber wie genau kommt man zu guten, beziehungsweise besseren Überschriften?

1. Ist die Überschrift korrekt und richtig?

Überschriften sollten den Inhalt des ganzen Artikels nach Möglichkeit präzise und inhaltlich richtig auf den Punkt bringen. Dabei empfiehlt es sich, mehrdeutige und missverständliche Aussagen zu vermeiden. Überschriften, die nicht das halten, was sie versprechen, funktionieren vielleicht kurzzeitig. Aber die Leser merken schnell, wenn die Überschriften absichtlich so formuliert sind, dass sie möglichst viele Klicks bringen.
https://t3n.de/news/10-tipps-uberschrift...ressant-325087/

...und weitere Punkte, hier nachzulesen, um damit meinerseits für heute abzuschließen.