Die AOK hat den Krankenhaus-Report 2014 ihres Wissenschaftlichen Instituts (WidO) vorgelegt. Die zentralen Aussagen des Reports: Bei jeder hundertsten Krankenhausbehandlung passiere ein Behandlungsfehler. Für jeden 1000. Patienten sei der Fehler tödlich. Das wären pro Jahr in Deutschland 19.000 Tote durch Fehler in Kliniken - fünf Mal so viele wie es Verkehrstote gibt. Das WidO wertet für seinen jährlichen Krankenhaus-Report sowohl öffentlich zugängliche Daten aus, etwa vom Statistischen Bundesamt, als auch selbst erhobene Daten.

Behandlungsfehler - damit meint das WidO Fehler, die sich einzelnen Personen, Ärzten oder Pflegern zuordnen lassen. Hinzu kämen aber "unerwünschte Ereignisse". Darunter versteht das Institut Zwischenfälle, die durch Mängel im System zustande kommen, etwa durch mangelnde Hygiene oder fehlende Zeit für Gespräche mit den Patienten. Der Co-Autor und Medizinprofessor Max Geraedts schätzt, dass "bei fünf bis zehn Prozent aller Krankenhausbehandlungen ein unerwünschtes Ereignis" stattfinde.

Die Hälfte davon sei vermeidbar. Beispiel: Wenn ein Patient von einer Medikamentenallergie wusste, "man den Patienten aber nicht nach Medikamentenallergien befragt hat" und er deshalb eine allergische Reaktion erleidet. Außer Fehlern bei der Medikamentengabe seien schadhafte Medizinprodukte und mangelnde Abstimmung unter den Klinik-Mitarbeitern Ursachen für "unerwünschte Ereignisse".

Für den Krankenhaus-Report 2014 hat das WidO auf rund acht Jahre alte Zahlen des "Aktionsbündnisses Patientensicherheit" zurückgegriffen. Die damals ermittelten Daten sind nun in Relation zur aktuellen Zahl von Klinik-Zwischenfällen gesetzt worden. Co-Autor Geraedts wies Kritik an diesem Vorgehen zurück. Die Zahlen seien gültig. Tatsächlich passierten wohl noch mehr Fehler, als im Report angegeben.

Die AOK und ihr Institut fordern, die Fehler sollten systematisch erfasst und berichtet werden, damit das Medizin-Personal daraus lernen kann. Elektronische Verschreibungs-Systeme könnten helfen, Fehler bei der Medikamentengabe zu vermeiden. Mehr "praxisnahe Schulungen" seien wünschenswert, auch das Training von Notfall-Situationen.

Auch möchte die AOK erreichen, dass Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken veröffentlicht werden, damit sich die Patienten "das passende Krankenhaus vor einer geplanten Operation aussuchen" könnten, so WidO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Beim Einsetzen von künstlichen Hüftgelenken zum Beispiel gebe es zwischen den Krankenhäusern große Unterschiede. Je mehr solcher Hüft-OP in einer Klinik durchgeführt werden, desto seltener seien (im Verhältnis) Komplikationen nach der Operation. Klauber sieht einen solchen "Zusammenhang zwischen Menge und Ergebnis deutlich belegt".

Das sieht Günther Jonitz aus dem Vorstand der Bundesärztekammer anders. Die AOK versuche zwar schon lange, einen Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Sicherheit zu belegen, aber "das ist ihnen nach wie vor nicht gelungen". Mit dieser Argumentation wolle die AOK offenbar die kleinen Häuser "platt machen".

Ob es 19.000 tödliche Behandlungsfehler pro Jahr gebe, hänge davon ab, wie hoch man die Dunkelziffer ansetze. "Sicher sind 500 Tote durch vermeidbare Fehler", sagt Jonitz. Gibt es die fünffache Zahl nicht gemeldeter Fälle? Die zehn-, die 20-fache? Das Institut der AOK habe sich offenbar eine "Zahl gegriffen", meint Jonitz.

Häufigere und intensivere Schulungen fordert der Krankenhaus-Report ein, und da stimmt Jonitz zu: Das "finde ich Klasse, das ist ein zentrales Thema" bei der Qualitätssicherung im Krankenhaus. Er verweist aber darauf, dass die Schulungen für die Kliniken Einnahme-Ausfall bedeuten. "Wenn die Kasse sagt: Kein Problem, wir übernehmen das - das wäre ein Paradigmenwechsel!"

Als "oberstes Ziel" nennt Jonitz das "Herstellen einer Sicherheitskultur", und den offenen Umgang mit Behandlungsfehlern. "Das war bis vor zehn Jahren ein Tabu-Thema". Sein Kollege Hans-Jörg Freese von der Ärzteorganisation "Marburger Bund" pflichtet bei: "Da hat schon vor Jahren ein Bewusstseinswandel stattgefunden". Dass die "Fehler-Vermeidungs-Kultur" weiter gestärkt werden müsse, "würden wir auch sagen".

Allerdings seien "vielfach die Arbeitsbedingungen nicht geeignet", Fehler zu vermeiden. Viele Ärzte sähen sich durch überlange Arbeitszeiten und Bereitschafts-Schichten selbst "gesundheitlich beeinträchtigt". Die Kassen müssten sich in der Qualitäts-Diskussion fragen lassen, ob sie weiterhin vor allem die Wirtschaftlichkeit der Kliniken vorantreiben wollten.

Auf die Vorstellung des Krankenhaus-Reports reagierte CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn mit der Forderung nach "einer neuen Fehlerkultur". Und seine SPD-Kollegin Hilde Mattheis kündigte eine Qualitätsoffensive zusammen mit den Kliniken an. Aber "das wird ohne mehr Personal nicht gehen."

Stand: 21.01.2014 14:52 Uhr
http://www.tagesschau.de/inland/krankenhaus-report100.html

Schrecklich!

Unvorstellbar!

Es ist grausam, aber es überrascht mich nicht. Bei mir kann man die Behandlungen zählen, die richtig liefen....es ist bei Ärzten schon so, dass deren Tun grundsätzlich falsch ist und nur selten mal richtig. Mich regten Ärzte dermaßen nur noch auf, dass ich nicht mehr hinging. Die Krankheiten gammeln zu lassen hat mir zumindest die letzten 14 Jahre nicht mehr geschadet, als in falscher Behandlung zu sein.

Da hast du recht, Schlumpf!

Heute kann man den Ärzten oft nicht mehr vertrauen.

Man hat mir mal gesagt, das die beste Krankenschwester man selbst ist.
Man kennt sich am besten und weiß was man wann braucht.
Ärzte sind nur eine geringe Hilfestellung.