Das Eis schmilzt und die Erde in der Arktis zeigt, was in ihr steckt. Das macht sie so interessant für die Anrainer Russland, USA, Dänemark, Norwegen - und nun auch Kanada. Die UN müssen klären, wem der Nordpol gehört. Doch wer das wissen will, braucht viel Geduld.

Seit dem Russland Anfang August 2007 seine Staatsflagge in einer spektakulären Tauchaktion in 4200 Metern Tiefe in den Meeresboden unter dem Nordpol gepflanzt hat, kämpft Kanadas konservativer Premierminister Steven Harper für ein hehres Ziel: Niemand dürfe den Kanadiern ihren Anspruch auf die Arktis und ihre Rolle als Wächter des Nordens absprechen: Souveränität über den Norden und die Arktis sei eine wichtige Aufgabe auf dem Weg in die Zukunft, so der Premier.

Es geht um Patriotismus, aber wohl deutlicher noch um den Zugriff auf wertvolle Rohstoffe, die unter dem Polareis vermutet werden. 13 Prozent der bislang unentdeckten Rohölvorkommen und sogar 30 Prozent noch nicht erschlossener Erdgasvorkommen sollen hier lagern. Und weil die durch den Klimawandel schmelzenden Eiskappen den Zugang erleichtern, möchte sich jeder der Anrainerstaaten möglichst viel davon sichern.

"Es ist nichts weiter als die Annahme dieser dort vielleicht vorhandenen Mengen, die den Prozess vorantreiben", sagt Rob Huebert von der Universität Calgary, der seit Jahren den Prozess der Grenzregulierung in der Arktis beobachtet, in dem die Polanrainer - neben Kanada und Russland auch die USA, Dänemark und Norwegen - ihre Ansprüche zu belegen versuchen.

Grundlage ist das Seerechtsabkommen der Vereinten Nationen, aufgrund dessen eine UN-Kommission entscheiden soll, wie weit sich die Landmasse der beteiligten Staaten unter Wasser fortsetzen.

Kanada hat in den zurückliegenden zehn Jahren 200 Millionen Dollar für geologische Gutachten ausgegeben, um sein territoriales Begehren in der Arktis zu untermauern. Eigentlich waren die Akten schon geschlossen, aber nun hat die Regierung in Ottawa ihre Eingabe bei den UN noch einmal überarbeitet und ihren Anspruch um 1,7 Millionen Quadratkilometer erweitert - einschließlich des Nordpols.

Dabei ist der Pol selbst als Rohstoffrevier eher uninteressant, aber aber weil es ums Prestige geht, will sich keine der Arktisnationen schon vorab geschlagen geben: "Alle Länder haben wahrscheinlich Argumente, warum der Pol ihnen gehören muss und nicht den anderen zusteht", so Huebert.

Verglichen mit der unendlichen Weite der menschenfeindlichen und deshalb so gut wie menschenleeren Arktisregion ist das Konfliktpotential relativ klein: 75.000 Quadtratkilometer gelten unter den Anspruchsstellern als umstritten - ein Gebiet, etwas kleiner als die Tschechische Republik. Dennoch ist mit einer schnellen Einigung kaum zu rechnen.

Zur Prüfung der kanadischen Unterlagen allein wird die zuständige UN-Kommission mindestens fünf Jahre benötigen, meint Arktisexperte Huebert. Und das beziehe sich nur auf die rein wissenschaftlichen Daten.

Dauer und Ergebnis des sich anschließenden politischen Prozesses seien kaum vorherzusagen: "Es wird Verhandlungen geben, das ganze Geflecht des diplomatischen Tauziehens, alle diese bekannten Dinge. Wie lange das dauert, kann sich jeder selbst ausrechnen."

Wo die Grenzen in der Arktis verlaufen, wem der Nordpol gehört - diese Fragen werden die UN-Bürokratie folglich noch lange beschäftigen: Experten erwarten ein Ergebnis in etwa 20 Jahren - und das sind die eher optimistischen Vorhersagen.

Stand: 10.12.2013 09:19 Uhr
http://www.tagesschau.de/ausland/nordpol112.html

Russlands Präsident Wladimir Putin hat eine erhöhte Militärpräsenz in der Arktis angeordnet. Er wolle, dass die russischen Streitkräfte "besondere Aufmerksamkeit" auf die Errichtung von Infrastruktur und die Stationierung militärischer Einheiten verwendeten, sagte Putin bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen im Moskauer Verteidigungsministerium.

Die kanadische Regierung hatte zuvor bei den Vereinten Nationen einen Antrag eingereicht, die gesamte Kontinentalplatte bis zum Nordpol als kanadisches Gebiet anzuerkennen. Allerdings dürfte die Bearbeitung dieses Antrags mehrere Jahre in Anspruch nehmen, wie der ARD-Hörfunkkorrespondent Thomas Schmidt berichtet.

Die regierenden Tories von Kanadas Ministerpräsident Stephen Harper wollen seit langem die Souveränität über Teile der Arktis und die angrenzenden Gewässer ausweiten.

Putin hatte im November einen Plan verkündet, einen Militärstützpunkt in der Arktis wiederzueröffnen, von dem aus der Schiffsverkehr in der immer besser befahrbaren Nordostpassage überwacht werden soll.

Das Interesse an dem Gebiet stieg stark, seit das Schmelzen des Eises wichtige Schifffahrtsrouten öffnete und die Ausbeutung bislang unzugänglicher Ressourcen ermöglicht.

Das Gebiet um den Nordpol selbst enthält wohl nur wenige Rohstoffe. Allerdings sind im weiteren Umfeld um den Nordpol Erdöl- und Erdgasvorkommen zu vermuten.

Neben Russland, Kanada und den USA gehören die nordischen Staaten Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island zu den Arktis-Anrainern.

Stand: 10.12.2013 12:12 Uhr
http://www.tagesschau.de/ausland/nordpol114.html

Wem gehört der Nordpol?

Zitat von Richard im Beitrag #3

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Wem gehört der Nordpol?

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