Gibt es ein Bewusstsein ohne Sprache?

Da kommt es sehr auf die Definition von Sprache an — Pflanzen haben eine ganz andere Sprache als tierische Lebewesen. Sie verständigen einander aber eindeutig, oft wohl auf chemische Weise.

M. E. hat Bewusstsein nichts mit Sprache zu tun. Sprache scheint mir sozusagen etwas Sekundäres zu sein. Man denkt doch nicht ständig in Worten, das würde viel zu lange dauern, eher in Bildern, in eine Art von Gesamtkomplex an Bildern, Abfolgen, Reflexen. Wobei Bilder nicht unbedingt Optisches meint, vielmehr ein Gesamtkomplex aus allen Sinnen etwa.

Immer wenn ich einen Gedanken in Sprache „umwandle“, um mich mitzuteilen, merke ich erstens, dass vor dem in Worte fassen etwas als „Idee“, Gesamtstruktur in mir ist, die ich dann mühselig, zeitlich gestreckt und unvollkommen in Worte versuche zu fassen.

Zweitens weiss ich bei spontaner Rede immer erst hinterher im Detail, was ich gesagt hatte. Natürlich habe ich vor einer spontanen Rede, Antwort ein „Bild“ von dem was ich von mir geben will, aber die genaue Wortwahl erarbeite ich mir doch erst irgendwie beim Reden. Sofern ich keine vorher niedergeschriebene Rede ablese.
Kurz: Ich glaube, Sprache ist nicht Bedingung für (Selbst-)Bewusstsein. Sie ist sozusagen nachgelagert, dient der Kommunikation (=Überzeugung Anderer... ;-) ) und der Reflektion eigener und anderer Gedanken.

Was nach meiner aktuellen Meinung Voraussetzung für reales Bewusstsein ist, ist Erinnerung, die Möglichkeit, zu erkennen, das eben vor Kurzem war derselbe wie jetzt (und jetzt, und jetzt...), die aber hat mit Sprache nicht zwingend zu tun.

Taubstumme haben auch Bewusstsein...