Normalerweise ist es ja so, dass man gemachte Fehler bereut.
Gibt es aber auch Fehler, die man nicht bereut? Welche wären das?

Nun, manche Fehler entpuppen sich später dann als Glücksgriff, da bereut man dann nix!

Das geht tief in die Philosophie der Bewertung des eigenen Lebens in Bezug auf die Vergangenheit.

Man wird bereuen, wenn man sagt "es tut mir leid", wenn man etwas wirklich bedauert. Manchmal auch vielleicht nur deshalb, weil es Nachteile gebracht hat, weil man darunter gelitten hat, weil es weh tat.

Wenn man entweder Vorteilsgedanken oder sonstige Ideen verfolgt, können auch manche Fehler sich im Nachhinein als günstig (wie gesagt: eben als vorteilhaft) erwiesen haben. Manche Fehler brachten Glück. Nur ein krasses Beispiel: Der momentane Fehler, einen Flug nicht mehr rechtzeitig erreicht zu haben, könnte sich als großes Glück nach dem Absturz gerade dieser Maschine erwiesen haben. Das ist natürlich makaber

Aber man sagt: "Fehler bleiben Fehler", obwohl sich gerade das Flugzeugbeispiel sehr gut eignet, um die Relativität dessen, was falsch oder richtig war, im Nachhinein, rein aus der Retrospektive anders zu beurteilen. Das ist wesentlich. Es stellt sich daher ernsthaft die Frage "Bleiben Fehler wirklich Fehler?" Die Antwort kann nur sein, dass das, was ein wirklicher Fehler war, extrem deutungsabhängig bleibt, von dem, wie sich die Handlung (des als Fehlers empfundenen Tuns) auf das Leben ausgewirkt hat. Umgekehrt erweisen sich absolut richtige Handlungen zu einem früheren Zeitpunkt X manchmal als geradezu idiotisch aus späterer Sicht. Das gibt es gleichermaßen.

So gesehen wird ein vermeintlicher "Fehler" aus der Sicht der Gegenwart, erst mit dem Blick in die Vergangenheit zu dem, was er wirklich war, nämlich manchmal zu einer (evtl. unbewusst?) richtigen Handlung. Es geht also gar nicht mehr darum, einen Fehler als Fehler zu verurteilen und einen anderen Fehler nicht, es geht vielmehr darum, vermeintliche Fehler als "Glücksfälle" oder zumindest als richtige Handlungen umzuschreiben, neu zu bewerten und in anderem Licht zu erkennen und zu verstehen, wenn man sie nicht bereut, sondern im Gegenteil froh ist, dass etwas tatsächlich so gekommen ist, wie es kam, obwohl es zunächst vielleicht als Fehler erschien.

Bereuen wird man wohl stets das, was gemäß seiner eigenen Intelligenz und den Kräften der persönlichen Einsicht "schief gelaufen" ist und auch in der Rückschau unverändert negativ erscheint.

Oder wie ich gleich zu Anfang schrieb: "Man wird bereuen, wenn man sagt "es tut mir leid", wenn man etwas wirklich bedauert."

Reue ist eben auch ein Begleitumstand mitunter erst späterer Einsicht in begangene Fehlhandlungen und Verfehlungen, mögliche Täuschungen und Irrtümer.

Nicht nur ein Mörder kann Reue zeigen, schon jedes achtlos und schnell dahingesprochene Wort kann uns reuen.

LG Scooby