Nach dem Grubenunglück in der Türkei verhindert die Polizei weiter die Proteste von Regierungsgegnern. Wer dennoch auf die Straße geht, wird festgenommen. Energieminister Yildiz kündigte in Soma eine lückenlose Aufarbeitung der Unglücksursache an. Derweil sind mehrere Verantwortliche für das Zechenunglück festgenommen worden.
Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Wütender Protest gestern in der Bergarbeiterstadt Soma. Ein junger Mann brüllt: Der Ministerpräsident ist Schuld an dieser Katastrophe. Polizisten nehmen ihn fest. Auch acht Anwälte, die nach Soma gekommen sind, werden sogleich von der Polizei mit Handschellen abgeführt.

Eine Mutter kann gerade noch ihrem eben festgenommenen Sohn nachwinken, als der in einem Polizeibus weggefahren wird. Sie sagt: "Ja, die wollten schon protestieren, aber eigentlich hatten sie sich erst mal nur da auf dem Platz getroffen. Dann kam die Polizei und wollte die Papiere sehen, die Polizisten haben sogar geschlagen und jetzt nehmen die sie mit. Dafür gibt's überhaupt keinen Grund."

Die meisten der 36 Festgenommenen kommen später wieder auf freien Fuß. Demonstrationen sind bis auf weiteres in Soma verboten, die Polizei kontrolliert die Zufahrtsstraßen. Gleichzeitig, ein paar Kilometer weiter: In strömendem Regen tragen Angehörige weitere getötete Bergleute zu Grabe. Soma trauert.

Energieminister Taner Yildiz ist ebenfalls noch am Unglücksort. Er weiß, dass überall in der Türkei aufgebrachte Bürger gegen die Regierung protestieren. Sie geben der Regierung eine Mitschuld am Tod der 301 Kumpel, schließlich hatte die Regierung Hinweise auf Mängel im Bergwerk Soma ignoriert.



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