Es sind beeindruckende Zahlen, die von den pro-russischen Separatisten vorgelegt wurden: 89 Prozent Zustimmung zum Referendum bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 70 Prozent. Aber eine Überprüfung der Angaben ist nicht möglich. Es gab keine ausländischen Wahlbeobachter; die Medien waren zur Auszählung nicht zugelassen. Auch gab es keine amtliche Auswertung der Abstimmung.

Dabei gibt es etliche Hinweise darauf, dass diese Abstimmung ihren Namen nicht verdient. Es gab weder aktuelle Wählerlisten noch ausreichend Abstimmungskabinen - die Urnen für die Stimmzettel standen vielerorts einfach mitten auf der Straße herum. Stimmzettel waren teils schon bei der Ausgabe ausgefüllt. Und man konnte offenbar einen Stimmzettel problemlos auch zwei- oder dreimal abgeben.

Die Bild-Zeitung begleitete einen pro-russischen Wähler, der in acht verschiedenen Wahllokalen abstimmte. Der französische Fernsehsender France24 berichtete von einem Mann, der dreimal stimmte. Und der US-amerikanische Nachrichtensender CNN filmte Wähler dabei, wie sie mehrere Stimmzettel gleichzeitig in Urnen steckten.

Nach Angaben der zentralen Wahlkommission waren allein in der Region Donezk rund 790.000 Wählerinnen und Wähler registriert. Bei einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent haben also 592.500 Menschen abgestimmt, in 80 bis 100 Wahllokalen, die genaue Zahl ist nicht bekannt. Bei 90 Wahllokalen hätten jedes den Ansturm von 6583 Wählern bewältigen müssen, in nur 14 Stunden. Pro Stunde also 470, pro Minute 7,83.

Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl in Deutschland 2009 wurden 43.371.190 Zweitstimmen abgegeben - in 75.081 Wahllokalen. In jedes einzelne gingen also durchschnittlich 578 Menschen, verteilt über 10 Stunden. Pro Stunde also knapp 58, das ist pro Minute etwa eine Person. Bei dem Referendum in der Ostukraine mussten die Wahllokale also einen fast achtmal so hohen Wähleransturm verkraften.

Zudem fand das Referendum nur in 14 Städten oder Orten unter Kontrolle der pro-russischen Rebellen statt, in denen weniger als die Hälfte der gut sieben Millionen Bewohner der Regionen Donezk und Lugansk lebt.

Stand: 12.05.2014 14:48 Uhr
http://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-abstimmung102.html