Der Wechsel zu einem neuen Festnetz- oder Mobilfunkanbieter ist oft begleitet von einer Sorge: Wie lange bin ich dann wohl komplett von Telefon und Internet abgeschnitten? Die stellt sich wohl nicht zu Unrecht: Die Bundesnetzagentur hat gegen drei große Telekommunikationsanbieter Bußgelder verhängt, weil die ihre Kunden nach einem Wechsel zu oft zu lange unversorgt gelassen hatten.

Telefonica/O2 und Vodafone haben bestätigt, einen Bußgeldbescheid über 75.000 Euro erhalten zu haben. Bislang unbestätigten Angaben zufolge soll 1&1 der dritte betroffene Anbieter sein. Die Telekom hat eingeräumt, dass die Wettbewerbshüter auch gegen sie ein Verfahren eingeleitet haben.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, warf den Unternehmen vor, sie hätten ihre gesetzlichen Pflichten beim Anbieterwechsel verletzt: "Verbraucher waren so längeren Versorgungsunterbrechungen und den damit verbundenen Belastungen ausgesetzt. Dies ist ein Zustand, den wir nicht akzeptieren."

Für den Wechsel zu einem anderen Telekommunikationsanbieter gibt es seit 2012 klar formulierte Regelungen. Nach § 46 des Telekommunikationsgesetzes darf niemand länger als 24 Stunden vom Netz abgeschnitten sein. Schafft der neue Vertragspartner es in dieser Zeit nicht, den Anschluss einzurichten, muss der Vorgänger den alten Anschluss weiter betreiben, für die Hälfte der normalerweise fälligen Entgelte.

Insgesamt 4500 Verfahren wegen zu langer Unterbrechungen leitete die Bundesnetzagentur in Bonn im vergangenen Jahr ein. Davon entfielen ungefähr 70 Prozent auf die jetzt betroffenen vier großen Anbieter. Die zeigen sich uneinsichtig. Vodafone spricht von "wenigen Extremfällen", die Telekom verweist auf jährlich drei Millionen Anbieterwechsel, von denen die allermeisten reibungslos verliefen.

Die 4500 genannten Fälle sind allerdings nur diejenigen, in denen die Betroffenen sich an die Behörde gewandt hatten und die Agentur tatsächlich bei den Anbietern Beschwerde eingelegt hat, weil sich der Fall nicht anders klären ließ. Die Netzagentur ruft dazu auf, sich in so einem Fall über ein Beschwerdeformular direkt bei der Behörde zu melden. "Wir gehen dann gezielt auf die betroffenen Unternehmen zu, um einen zügigen Abschluss des Anbieterwechsels zu erreichen." sagt Netzagentur-Präsident Homann.

Die Behörde hätte sogar ein Bußgeld in Höhe von 100.000 Euro verhängen können. Weil die Unternehmen sich aber "aktiv an der branchenübergreifenden Verbesserung des Wechselprozesses beteiligen", sei der Betrag um ein Viertel geringer ausgefallen. Die betroffenen Unternehmen können noch beim Amtsgericht Bonn Einspruch einlegen.

Stand: 19.02.2014 17:01 Uhr
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/anbieterwechsel100.html