Trotz einer Verlängerung der Waffenruhe haben die Vereinten Nationen die Evakuierung der belagerten syrischen Stadt Homs vorläufig ausgesetzt. Zunächst müsse die Regierung über das Schicksal von mehr als 200 Männern im "kampffähigen Alter" entscheiden, sagte UN-Mitarbeiter Matthew Hollingworth.

Spitzendiplomaten rangen unterdessen in Genf und New York um Vermittlungsfortschritte. Hollingworth sagte, die UN würden eine weitere Evakuierung in Erwägung ziehen, sobald die Fälle der festgehaltenen Männer bearbeitet seien.

In der vergangenen Woche waren rund 1400 Menschen aus Teilen von Homs in Sicherheit gebracht worden, die von Rebellen im Kampf gegen die Regierung gehalten werden. Unter ihnen waren rund 400 Männer im Alter zwischen 15 und 55 Jahren.

Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad betrachtet männliche Syrer in diesem Alter als potenzielle Kämpfer. Sie müssen sich einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen, ehe sie freigelassen werden. Hollingworth erklärte, die Männer würden derzeit in einer Schule in Homs festgehalten und befragt. Auch UN-Personal sei dabei zugegen.

Die syrischen Behörden hatten am Donnerstag eine für die Evakuierung notwendige Kampfpause in Homs um drei Tage verlängert. Die wenn auch kleinen Fortschritte für die Menschen in Homs stehen jedoch nach den Worten der UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos in keinem Verhältnis zu den Leiden der Gesamtbevölkerung. Fast 250.000 Menschen säßen weiterhin in belagerten Städten oder Vierteln fest, sagte sie in New York.

Der Sicherheitsrat berät derzeit über eine Resolution von westlichen und arabischen Staaten, die uneingeschränkten Zugang für Hilfsorganisationen zu belagerten Gebieten in Syrien ermöglichen soll. Der Regierung von Präsident Assad werden darin Sanktionen angedroht, wenn sie nicht kooperiert. Russland lehnt Sanktionen strikt ab und hat einen eigenen Entwurf eingebracht. Die Friedensgespräche in Genf kamen nicht voran. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf den USA vor, mit Hilfe der Syrien-Friedensgespräche einen Regimewechsel in Syrien anzustreben. Die Bildung einer Übergangsregierung dürfe nicht der einzige Fokus der Genfer Gespräche sein, die "sich im Kreise drehen", sagte er in Moskau.

Unterdessen scheint ein Scheitern der Genfer Verhandlungen zur Beilegung des syrischen Bürgerkriegs vorerst abgewendet. Der Unterhändler der Opposition, Ahmed Dschakal, sagte, er sei vom internationalen Vermittler Lakhdar Brahimi darüber informiert worden, dass es eine dritte Verhandlungsrunde geben werde. Ein Datum sei noch nicht festgesetzt worden. Allerdings würde die derzeit noch laufende zweite Verhandlungsrunde womöglich um einen Tag bis auf Samstag verlängert.

In der Zwischenzeit vergab die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) weitere Aufträge zur Zerstörung der syrischen Chemiewaffen an zwei Firmen aus den USA und Finnland. Die finnische Firma Ekokem und das US-Unternehmen Veolia Environmental Services Technical Solutions würden einen Teil der 500 Tonnen der chemischen Produkte der "Kategorie 2" zerstören, teilte die OPCW mit. Ekokem werde zudem einen Teil der Reststoffe vernichten, die bei der Zerstörung der Chemiewaffen anfallen.

Stand: 14.02.2014 17:07 Uhr
http://www.tagesschau.de/ausland/homs-evakuierung102.html