Deutsche Autobauer haben kräftig in Indien investiert, doch nun sinkt der Absatz. Die Autos sind zu teuer, aber beliebt. Ein paar verrückte Schrauber in Mumbai setzen daher auf alte VW Käfer und erwecken diese wieder zum Leben.
Von Jürgen Webermann, ARD-Hörfunkstudio Neu-Delhi

Unter einem Holzverschlag, eingepackt in eine Schutzhülle, steht Anoops ganzer Stolz. Er öffnet die kleine Heckklappe, in der der ebenso kleine Motor versteckt ist, und lässt den knallgrünen Käfer an. Es ist der Sound aus einer vergangenen Zeit.

"Ich habe dieses Auto zum ersten Mal 1975 gesehen. Es gehörte einem Bollywood-Star, Sanjay Kumar. Sehr berühmt. Ich habe den Käfer 1984 gekauft. Ich habe in diesem Auto meine jetzige Frau rumgekriegt."

Anoop kennt die VW Käfer wie kein anderer in Indien. Wahrscheinlich können auch alte VW-Veteranen aus Wolfsburg nicht mit ihm mithalten.

Er zeigt auf ein altes, verrostetes Autowrack. Alles ist ausgebaut. Sogar die Türen. Nur die unverkennbare Form des Wagens ist noch erkennbar.

"Der Käfer hier ist von 1957. Ein ganz alter Mann hat ihn uns vermacht. Ich werde den Wagen von Grund auf wieder auf Vordermann bringen. Der wird wieder so aussehen wie der blaue Käfer dahinten. Wir wechseln alles aus. Die Türen schweißen wir selbst und auch den Rest, jedes Einzelteil, bauen wir von Hand ein. Sogar die Sitze werden handgemacht sein. In acht Monaten sieht der wieder frisch aus."

Der Hinterhof hier im Norden Mumbais ist Anoops Spielplatz. Fünf Käfer stehen unter einem Holzverschlag, die wird er alle reparieren, einen nach dem anderen. Warum Käfer? "Ich bin damit aufgewachsen, ich wollte immer einen haben. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, warum."

Ein Freund, Kunde und Gleichgesinnter fällt ihm ins Wort, Gaurav. Eines der Rostautos hier gehört ihm: "So ein Käfer zieht die Leute magisch an. Die sprechen uns an. Machen Fotos von den Autos. Sie erinnern sich sogar genau daran, wann sie den Wagen zum letzten Mal gesehen haben."

Würden die Inder auch so verrückt nach aktuellen VW-Modellen sein, Indien wäre ein Traummarkt für den Konzern. Gerade mal 18 von 1000 Menschen in Indien haben ein Auto. In Deutschland sind es 600. Das Potenzial ist schier unerschöpflich.

Aber VW hat nur einen Marktanteil von vier Prozent, und die Zahl der verkauften Autos ist auf knapp unter 80.000 gesunken. Die Passats und Polos sind für die meisten unerschwinglich. Jetzt denkt der Konzern über ein Billigauto nach.

Billig sind die Käfer, die sie hier vorfahren, auch nicht gerade. Joel zum Beispiel hat seine Ersatzteile in Australien, den USA und in Deutschland besorgen müssen. "Ich bin in einem Auto geboren worden und ich habe in einem Käfer fahren gelernt. Damit fing alles an", erzählt er.

Jetzt lädt er zu einer kleinen Runde ein, in seinem frisch polierten schwarzen Käfer, Jahrgang 1969. Sogar der Zigarettenanzünder trägt das Stadtwappen von Wolfsburg.

Die Straßen in Mumbai sind wie immer überfüllt. Indische Fahrer scheinen jeden Millimeter ihrer Autos zu kennen und jede noch so kleine Lücke auszunutzen. Nicht immer geht das gut. "Das ist wirklich verrückt. Mein Sohn hat neulich die Stoßstange kaputt gefahren. Super. Jetzt muss ich wieder neue importieren, ich weiß nur noch nicht, woher."

Joel wird den Wagen also wieder im Hinterhof abstellen müssen, bei seinem Kumpel Anoop. Gäbe es diesen besessenen Schrauber aus Mumbai nicht, der gute alte Käfer wäre in Indien längst ausgestorben.

Stand: 08.02.2014 11:42 Uhr
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/vwdelhi100.html

Käfer hier ….. VW

Meine Eltern hatten zweimal hintereinander einen.

Sowas in der Art hätte ich damals auch gerne gehabt, wenn ich nicht schon meinen heißgeliebten Fiat 127 gehabt hätte.
Eine Ente wäre ich auch gerne gefahren.

ich hatte einen R 4