Wie kann Pflege besser werden?

Ursula von der Leyen wollte auf keinen Fall Gesundheitsministerin werden - nicht ohne Grund. Jetzt muss ihr Parteifreund Gröhe beim Thema Pflege das ausbaden, was die vergangenen Regierungen verschlafen haben. Auch der neue Koalitionsvertrag liefert keine Antwort auf die Frage, wie das Problem der alternden Gesellschaft und zunehmender Pflegefälle gelöst werden soll. Beim 1. Deutschen Pflegetag wollen alle Beteiligten nun daran arbeiten.
Von Daniel Bauer, HR, ARD-Hauptstadtstudio

Jeden Tag und jede Nacht werden in Deutschland 2,5 Millionen Menschen gepflegt. Auch die Schwiegermutter von Edgar Franke: "Ich habe eine Schwiegermutter, die dement ist. Sie kennt weder ihren Schwiegersohn noch ihre Tochter."

Franke sitzt für die SPD im Bundestag und hat den Vorsitz im wichtigen Gesundheitsausschuss. Hier werden Gesetze gemacht. Und Franke meint es ernst, wenn er sagt: "Pflege ist sicherlich eines der wichtigsten politischen Themen in einer älter werdenden Gesellschaft."

Das würde so auch Wolfram Candidus von der "Bürgerinitiative Gesundheit" unterschreiben. Er ist extra für den Pflegetag nach Berlin gereist. Immerhin sollen hier in den kommenden drei Tagen Vorschläge an die Politik gemacht werden - von Insidern und Experten. Einig ist man sich zum Beispiel, dass der Pflegeberuf attraktiver werden muss.

Nachdem Ärzte einen Patienten operiert hätten, werde er an die Kräfte in häuslicher Pflege oder im Pflegeheim übergeben. Die Qualität der Versorgung, die sie leisten, müsse besser werden, sagt Candidus: "Aber dazu brauche ich Leute, die motiviert sind. Doch ohne Geld und ohne Anerkennung habe ich keine Motivation."

Damit ist Candidus gar nicht so weit weg von den Politikern. Auch Union und SPD wollen Pfleger unterstützen. Kein Wunder, schon heute fehlen zehntausende und Zuwanderer alleine können das Problem nicht lösen. Auch 200.000 neue Demenz-Patienten jedes Jahr sind eine Herausforderung, nicht zuletzt finanziell.

Ein halbes Prozent mehr Pflegebeitrag soll laut Koalitionsvertrag hier helfen. Vor allem, damit für den Einzelnen mehr Zeit sei, sagt Franke, "damit die Patienten auch über das Saubermachen, über das Essen hinaus menschliche Zuwendung bekommen, dass man ihnen mal vorliest, mit ihnen mal singt, dass sie Musik hören."

Man will sich hier an Gutachten der Vorgängerregierungen orientieren. Und an Gutachten mangelt es tatsächlich nicht. Nur umgesetzt wurde bislang kaum etwas. Klappt es jetzt?

Patientenvertreter Candidus glaubt das eher nicht: "Die Große Koalition wird wieder viel reden, aber Entscheidungen werden auf den Nimmerleinstag in die nächste Legislaturperiode verschoben. Das war bei der vergangenen Regierung so und wird jetzt auch wieder passieren."

Und trotzdem ist er nach Berlin gekommen, um mitzudiskutieren. Weil es fünf vor zwölf ist in Sachen Pflege.

Und vielleicht tut sich ja doch etwas. Aus einem ganz einfachen Grund, meint Franke: "Viele, auch gerade die, die im Politikbereich tätig sind, merken in der eigenen Familie, dass die Eltern oder Großeltern immer älter werden. Und durch diese unmittelbaren Erfahrungen - das kann man wirklich ganz persönlich erklären - erfolgt ein Bewusstseinswandel."

Ursprünglich sollte übrigens die Kanzlerin den Pflegetag eröffnen. Weil sie nach ihrem Skiunfall aber selbst noch ein kleiner Pflegefall ist, übernimmt den Job jetzt ihr neuer Gesundheitsminister Hermann Gröhe.

Stand: 23.01.2014 12:21 Uhr
http://www.tagesschau.de/inland/pflege194.html

Hoffen wir mal, dass sich wirklich "etwas tut"...