Ein klares Nein zu einer Homo-Ehe. Das ist das Ergebnis einer Volksabstimmung in Kroatien, die die katholische Kirche gegen den Willen der Regierung durchgesetzt hatte. Die Wahlbeteiligung erreichte mit knapp 38 Prozent dabei einen neuen Minusrekord. Kritiker warnen unterdessen vor einem neuen Kulturkampf, denn noch andere Referenden sind geplant.

"Gott schütze Kroatien", singen hunderte Anhänger der Bürgerinitiative "Im Namen der Familie" - und jubeln über ihren Erfolg. Die Mehrheit ist mit 65 Prozent Ja-Stimmen eindeutig. Damit wird die Ehe als Bund allein zwischen Mann und Frau in der kroatischen Verfassung festgeschrieben. Gewonnen hat damit auch die katholische Kirche, der fast 90 Prozent der 4,2 Millionen Kroaten angehören.

Drazen Vukotic, der Sprecher der Referendums-Initiative, betont, gerade junge Leute hätten sich für die Verfassungsänderung engagiert. "Schon bei der Unterschriftensammlung für das Referendum im Mai waren 6.000 Freiwillige unterwegs, das waren vor allem junge Leute", erzählt Vukotic. "Auch wenn sie auf die Facebook-Unterstützung schauen, das sind vor allem Leute zwischen 18 und 30. Natürlich unterstützen uns auch die Älteren. Es geht quer durch die Gesellschaft, es ist keine Generationenfrage."

Das Verfassungsverbot der Homo-Ehe erfolgt gegen den Willen der sozialdemokratisch geführten Regierung: "Ein trauriges und sinnloses Referendum", sagt Regierungschef Zoran Milanovic. Gleichzeitig kündigt er einen Gesetzesentwurf an, mit dem homosexuellen Paaren nach deutschem Vorbild eine eingetragene Partnerschaft mit entsprechenden Rechten und Pflichten garantiert werden soll. Die Regierung will also sofort kontern und den Spielraum im Rahmen des Verfassungsverbots so weit wie möglich ausschöpfen.

Homosexualität ist in Kroatien wie in anderen Ländern Südosteuropas noch weitgehend ein Tabu-Thema. Lea Juricic hat mit einer Initiative lesbischer Frauen offensiv gegen das Referendum gekämpft. "Das Ergebnis ist ein Schritt zurück. Und ich hoffe, es gibt noch genug Menschen, die das auch so sehen", sagt sie. "Das Problem in Kroatien ist: die Leute haben ein kurzes Gedächtnis, wenn es um den Faschismus während des Zweiten Weltkriegs und die faschistischen Elemente während der Balkan-Kriege der Neunziger Jahre geht. In gewissem Sinne geht es jetzt von Neuem los. Und viele merken es nicht."

Juricic bezieht sich etwa darauf, dass Fußball-Nationalspieler Josip Simunic nach dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Island im Stadion in Zagreb den Gruß der faschistischen Ustasha-Bewegung aus der Nazi-Zeit ins Mikrophon brüllte - und Tausende Fans begeistert im Chor zurückriefen.

Zudem werden schon Unterschriften für das nächste Referendum gesammelt. Es soll sich gegen zweisprachige Schilder in kroatischer und kyrillischer Schrift richten - und damit gegen die serbische Minderheit in Kroatien. Der Schilder-Streit sorgt vor allem in der Grenzstadt Vukovar seit Monaten für neuen Zündstoff.

"Alles Teil der gleichen Geschichte", sagt Viktor Vresnik, Chefredakteur der linksgerichteten Zeitung "Jutarnji List". Man stecke mitten in einem neuen Kulturkampf. "Und dahinter stehen ganz rechts im politischen Spektrum geschickte Drahtzieher."

Nicht alle Beobachter in Kroatien sehen die Lage so dramatisch. Doch fest steht: die Stimmung ist aufgeheizt im jüngsten EU-Land. Dabei hat Kroatien eigentlich ein ganz anderes Hauptproblem: die Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosenrate liegt bei 20 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit bei rund 50 Prozent. Besserung ist derzeit nicht in Sicht.

Stand: 02.12.2013 04:22 Uhr
http://www.tagesschau.de/ausland/kroatien192.html

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