Er galt als der älteste noch lebende NS-Kriegsverbrecher: Der Ex-SS-Offizier Priebke, der 1944 in Italien an einem Massaker mit 335 Toten beteiligt war. Nun ist er 100-jährig gestorben - ohne je seine Schuld eingestanden zu haben.

Bis zum Schluss hat Erich Priebke jedes Schuldeingeständnis abgelehnt. Nur, dass da "etwas schiefgelaufen" sei, hat er vor kurzem einer deutschen Zeitung gesagt.

Priebke war als SS-Offizier am 23. März 1944 Teil eines Erschießungskommandos, das bei einem fünfstündigen Massaker in den Ardeatinischen Höhlen im Süden Roms 335 Italiener erschoss. Er soll dabei die Namensliste der Opfer geführt haben, gestand aber, auch selbst zwei Mal geschossen zu haben. Das Massaker gilt als eines der schwersten Kriegsverbrechen während der deutschen Besatzungszeit in Italien zwischen 1943 und 1945.

Nach dem Krieg floh Priebke nach Argentinien, wo er unbehelligt fast 50 Jahre unter seinem richtigen Namen lebte - bis er in den 90er-Jahren aufgespürt wurde. Priebke wurde vom Argentinischen Fernsehen auf der Straße abgefangen - und berief sich in schnarrendem Englisch wie so viele Nazi-Täter auf den angeblichen Befehlsnotstand: "Sie wissen, im Krieg passieren solche Dinge", hatte er gesagt. Er habe aber niemanden erschossen.

1995 wurde er nach Italien ausgeliefert, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Drei Jahre später verurteilte ihn ein italienisches Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe, die aber im Jahr darauf in Hausarrest umgewandelt wurde. Gegen die Haftbedingungen gab es immer wieder Proteste: Priebke konnte Urlaub machen am Lago Maggiore und Feste feiern. Für den Schutz des Kriegsverbrechers gab Italien pro Jahr rund eine Million Euro aus.

Im Juli dieses Jahres hatte er noch seinen 100. Geburtstag gefeiert. Wieder einmal hatten sich zu diesem Anlass Neonazis vor seinem Haus versammelt, um ihm zu gratulieren. Bis zu seinem Tod galt Priebke als der älteste noch lebende Nazi-Kriegsverbrecher.

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