Ist es möglich, dass ein Papst Bundeskanzler wird und sich neben seinen kirchlichen Aufgaben dazu auch noch um die Politik in unseren Landen kümmern kann?

Voraussetzungen um als Bundeskanzler in Deutschland gewählt zu werden:

1. Deutscher Staatsbürger
2. Mindestens 18 Jahre alt
3. Passives Wahlrecht wurde nicht entzogen
4. Vom Bundespräsidenten dem Bundestag als Kanzler vorgeschlagen werden (gilt nur im 1. Wahlgang)
5. Vom Bundestag mit entsprechender Mehrheit gewählt werden (50%+x bzw. relative Mehrheit in der dritten Wahlphase)

Die ersten drei Voraussetzungen erklären sich aus dem Bundeswahlgesetz (BWG) bzw. dem Abgeordnetengesetz (AbgG.). Die letzten beiden wiederum aus dem Grundgesetz.


Grundsätzlich kann jeder Bundeskanzler werden der die ersten drei Voraussetzungen erfüllt und in der Regel sind jene Bundeskanzler geworden die dann die letzten beiden genannten Voraussetzungen erfüllt haben. So könnte z.B. der ehemalige Papst Benedikt XVI. durchaus noch gewählt werden. Der aktuelle Papst wiederum, aufgrund seiner argentinischen Staatsbürgerschaft, nicht. Ein gegenwärtiger Papst mit deutscher Staatsbürgerschaft wiederum, welcher vorgeschlagen und gewählt werden würde, könnte ebenfalls Bundeskanzler werden. Doppelte Staatsbürgerschaften, z.B. die Deutsche und die des Vatikanstaates, stellen keine Hinderung dar.

Interessanterweise würde selbst Art. 66 des Grundgesetzes dann nicht greifen. Dieser verbeiteten dem Bundeskanzler und seinen Ministern neben der Amtsausübung weitere bezahlte(!) Arbeiten auszuüben. Ehrenamtliche Tätigkeiten sind wiederum erlaubt. Das Papstamt wird offiziell nicht besoldet, der Papst also nicht für seine Amtsausführung bezahlt. Er hat zwar nahezu uneingeschränkten Zugang zu den Geldern der katholischen Kriche, aber eben keine Bezahlung. Daher greift auch dieser Artikel nicht, welcher noch eine solche Personalunion verhindern könnte.


Insgesamt ist es also durchaus Möglich, dass ein Papst in Deutschland Bundeskanzler wird. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch überaus gering, zumal sich dafür wahrscheinlich nicht einmal eine Mehrheit im Bundestag finden liese. Denn selbst viele Vertreter der christlichen Parteien sind für eine grundsätzliche Trennung von Staat und Kirche, somit auch der jeweiligen Ämter.

... eher nicht.

denn erstens ist unser derzeitiger Papst kein Deutscher
der vorherige war echt zu alt dafür - und außerdem kein Parlamentarier - irgendwas mit Politik sollte er schon irgendwann mal in seinem Leben zu tun gehabt haben .....

Und außerdem lassen sich diese beiden Berufsbilder auf keinen Fall miteinander kombinieren - eines käme dabei immer zu kurz
entweder die Kirche weltweit - oder die deutsche Politik.

Ist ne Schnapsidee, liebe Rita :-)

Das ist in beide Richtungen nicht möglich. Weder ein Papst könnte Bundeskanzler werden, noch ein Bundeskanzler Papst.

Das liegt aber weniger an der Frage der Verschiedenheit der Ämter, als an der Amtsfülle und an der Unmöglichkeit zwei solche ziemlich gigantischen "Fulltime-Jobs", um es einmal bewusst leicht flapsig und modern zu sagen, zugleich zu schultern. Die Aufgabenfülle ließe eine derart überladene und vorhersehbar überfordernde Amtsüberlastung auf gar keinen Fall zu. Ein Bundeskanzler könnte evtl. ein zweites Ministerium leiten, er kann Parteichef sein, aber was er nicht könnte, das Amt des Heiligen Stuhls ("Der Heilige Stuhl, auch Apostolischer Stuhl, päpstlicher Stuhl oder Stuhl Petri, ist der bischöfliche Stuhl der Diözese Rom") praktisch zeitgleich wie im Nebenjob zu verwalten. Im Umkehrschluss wäre es vollkommen undenkbar, dass ein Papst, dessen unermessliche Aufgabenfülle trotz vieler Helfer normalerweise niemals zeitlich ausreicht, ein so arbeitsintensives Amt wie das des deutschen Kanzlers zugleich begleiten würde. Unser User und früherer Kollege Napoleon_1991 hat die rein juristischen Gedanken hierzu schon recht anschaulich durchgespielt. Psychologisch wäre eine solche Ämterkopplung absolut kontraproduktiv.

Der Papst ist als Bischof von Rom ex officio Staatsoberhaupt des Vatikanstaates (auch "des Staates der Vatikanstadt") Der Staat selbst ist eine absolute Wahlmonarchie, deren Monarch der Papst ist. Ein ausländisches bzw. fremdes (aus deutscher Sicht) Staatsoberhaupt kann nicht gleichzeitig deutscher Regierungschef sein, ohne Deutscher zu sein und in Deutschland zu leben. Bundeskanzler von Rom aus wäre schlecht vorstellbar. Umgekehrt kann kein fremder weltlicher Regierungschef (aus der Sicht des Vatikan) zugleich Papst sein und dauerhaft weit außerhalb des Vatikans residieren. Rein theoretisch könnte jeder, der vom Kardinalskollegium gewählt würde, Papst werden, er müsste nicht einmal selbst Kardinal (gewesen) sein, aber dass es ein ausländischer Regierungschef sein könnte, schließt sich schon wegen der völlig unvereinbaren Doppelposition aus. Dabei ist der Punkt nicht, dass ein Mensch nicht etwa Staatsoberhaupt mehrerer Länder/Staaten sein könnte, denn das finden wir z. B. bei der englischen Königin, Queen Elizabeth II. mehrfach, um nicht zu sagen sogar vielfach. Sie ist sogar ebenfalls ein Kirchenoberhaupt, durchaus im Sinne einer Art Päpstin. Aber die Queen könnte wiederum auf keinen Fall Regierungschefin im eigenen Land, in Großbritannien, werden. Diese Gedanken sind durchaus alle erwägenswert und durchspielbar, obwohl sie in der Praxis wenig Relevanz im Sinne einer Verwirklichung haben. Wenn die italienische Staatsverfassung eine völlig andere wäre, könnte der jeweils amtierende Papst rein theoretisch sogar italienischer Staatspräsident sein, auch wenn uns dieser Gedanke sehr fremd erscheint, weil es diese Verbindung in Bezug auf das moderne Italien von den rechtlichen Voraussetzungen nicht geben kann. Aber nur weil etwas nicht so ist, wie man evtl. mittels einer Frage zur Überlegung anregt, heißt es generell noch lange nicht, dass es absolut unmöglich wäre, sich anderes vorzustellen.

Die genauen rechtlichen Grundlagen könnte man in einem Rechtsgutachten detailliert darlegen.

LG Scooby


PS: Es gibt noch einen Nebenaspekt - Wir sprachen von einem Bundeskanzler. Hinzu kommt, dass eine Frau, eine Bundeskanzlerin, schon als Frau nach aktuellem Kirchenrecht der Katholischen Kirche keinesfalls Papst werden könnte. Aber das nur nebenbei, denn die Frage lautete auch ganz eindeutig und klar andersherum, nämlich ob ein Papst Bundeskanzler werden könnte.

Ich glaube nicht, das es mal eine Person geben wird, die gleichzeitig Papst und deutscher Bundeskanzler ist.
Beide Aufgaben sind zu umfangreich.
Ausserdem muss man bedenken, wo die beiden Ämter ausgeübt werden - der Papst arbeitet vom Vatikan aus, der Bundeskanzler in Berlin.
Dazu kommen dann noch die Auslandsreisen.

Ein Papst hat eher religiöse bzw kirchliche Interessen, ein Bundeskanzler interessiert sich wohl eher weniger für die Kirche.