Dieses Gemäle habe ich vor Jahren in der alten Nationalgalerie in Berlin gesehen...erschütternd und wunderbar zugleich, oder?


Spangenberg - der Zug des Todes

Ein beeindruckendes Bild, dass eine seltsame, ja beinahe beängstigende Stimmung auf den Betrachter
ausübt. Wunderbar gemalt und im Ausdruck zum Titel absolut gelungen.
Man spürt den Tod und dieses Endliche auch in der sehr dunklen und blassen Farbwahl des Künstlers.

Der Tod im weißen Kleide, drumherum alles sehr dunkel, die knieende Frau mit den flehenden Händen links
im Bild beinahe im schwarzen nicht zu erkennen. Fleht sie um Gnade, oder möchte sie gar, dass der Tod
sie mitnimmt? Nur die Person im roten gewand hinter dem Tod sticht im Bild hervor.

Rechts der Wächter mit seiner Hellebarde, einer Todessense gleich wirkend neben dem Tod, abgewendet mit einer Frau redend,
oder sich nur vom Anblick des Todes abwendend. Vielleicht soll auch die junge Frau vom Tod mitgenommen werden und der Mann stellt
die Hellebarde zum Schutze in den Weg vor den Tod.
Der graue Himmel, nur eine Schar Vögel zeigt etwas Leben in diesem endlichen Bild.


Hier noch eine Meinung zum Bild von L.Rosenberg

Erst im Jahre 1875 gelang es dem Künstler mit seinem 'Zug des Todes' eine Saite allgemein menschlichen Empfindens so stark anzuschlagen, dass er ein vielseitiges Echo fand. In stofflicher wie formaler Hinsicht knüpfte er wiederum an den Ideenkreis des späten Mittelalters an. Den grausen, wilden Humor der Todtentänze wandelte er in jenen gehaltvollen milden Ernst um, der die frühesten Todesreigen beseelt, welche Paar an Paar anreihten, ohne den Gedanken des Tanzes damit ausdrücken zu wollen. Aus den paarweis hinereinander schreitenden Personen, welche die einzelnen Stände und Lebensalter vertraten, ward eine lange, unabsehbare Prozession, an deren Spitze der Tod, in das Gewand eines Messners gekleidet und sein Glöcklein schwingend, einherschreitet.

vor diesem Gemälde haben meine Tochter und ich nebeneinander weinend vor Rührung gestanden...zum einen ist da die alte Frau in schwarz, die darum bittet, vom Tod mitgenommen zu werden und doch noch nicht darf...zum anderen die junge Frau, die weinend vor dem Wächter steht und nicht mitgehen MÖCHTE und vermutlich doch MUSS...

zu Recht stellte Rosenberg fest, dass hier eine Saite menschlichen Empfindens stark angeschlagen wurde

Das Bild erinnert auch etwas an das Ende des Filmes "Das siebente Siegel" von Ingmar Bergman, wenn am Berge
der Tod alle hinter sich her führt.

Hier leider nur in englisch, aber es geht ja um das Bild. Ab 3:27

Gustav Adolph Spangenberg (* 1. Februar 1828 in Hamburg; † 19. November 1891 in Berlin) war ein deutscher Maler.


Gustav war ein Sohn des Hamburger Arztes Georg August Spangenberg und der jüngere Bruder des Malers Louis Spangenberg.
Er hatte 1844 den ersten Zeichenunterricht bei Hermann Kauffmann in Hamburg, besuchte 1845-48 die Gewerbe- und Zeichenschule in Hanau unter Theodor Pelissier, lebte 1849-51 in Antwerpen, wo er die Akademie jedoch nur kurze Zeit besuchte.
1851 ging er nach Paris, wo er bei Couture und dem Bildhauer Baron Henri de Triqueti arbeitete, sich aber vorwiegend durch das Studium der Meister der deutschen Renaissance (Dürer und Holbein) bildete.

Nachdem er noch ein Jahr in Italien zubrachte (1857-1858), ließ er sich in Berlin nieder, wo er als Professor lebte.

Den Höhepunkt seines Schaffens erreichte er in dem tief ergreifenden

Zug des Todes

(1876, in der Berliner Nationalgalerie), mit Figuren in der Tracht der Renaissance, welcher ihm die große, goldene Medaille einbrachte.

Hinter diesem Hauptwerk blieben seine späteren Schöpfungen

Am Scheideweg
Das Irrlicht
Die Frauen am Grab Christi

an Tiefe der Empfindung und Gedankeninhalt zurück

http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Spangenberg

(ich muss gestehen, von diesem Maler noch nie was gehört/gelesen/gesehen zu haben - eindrucksvoll! Danke)