http://www.youtube.com/watch?v=fOk8Tm815lE

Wie kann man es begründen, dass sich manche Menschen ehr zur klassischen MUSIK und andere Menschen ehr zu einer anderen Musikrichtung hingezogen fühlen?

Betrachtet man ein Musikstück genauer so erkennt man darin Muster in den Noten. Unser Gehirn liebt Muster, denkt es schließlich ja auch immer in Mustern. Es erkennt schnell ein Muster, will aber auch alle Eigenschaften dieses Musters erfassen. Daher machen uns diese Muster neugierig und wir hören aufmerksam und gespannt zu. Haben wir jedoch alle Eigenschaften eines Musters erkannt, so langweilt es uns schnell wieder. Daher werden diese Muster (die Strophen) durch andere bekannte Muster (dem Refrain) unterbrochen und so die Neugierde neu geschaffen. Bei längeren Musikstücken werden innerhalb der Strophe durch andere gesungene Inhalte, durch andere Musikinstrumente, eine andere Tonart oder durch kleine Veränderungen an den Noten, die Neugierde des Gehirns immer wieder neu geschaffen. So bleibt ein Musikstück, auch wenn es länger dauern sollte, immer wieder spannend und wir hören gerne zu.
Durch das Erkennen dieser Muster, auch in veränderter Form, erhaschen wir auch so immer wieder ein paar Glückshormone als Belohnung. Denn das Gehirn hat etwas Neues gelernt, wenngleich es eigentlich nur wenig damit anfangen kann. Trotzdem reicht diese Dosis aus um auch weiterhin Gefallen an dem Lied zu haben und es daher auch mal öfter anzuhören. Dann erfreut sich das Gehirn wiederum daran das Muster bereits einmal erkannt zu haben.


Was Musik aber auch vermittelt, durch seine Tonart und Geschwindigkeit bzw. seine unterschiedlichen Höhen und Tiefen, sind Emotionen unterschiedlicher Art. Ganzen Musikstücken und Tonarten können unterschiedliche Emotionen zugeordnet werden. Bestimmte Lieder schaffen es sogar ein ganz bestimmtes Gefühl in uns auszulösen, obwohl wir in dem Moment zuvor eigentlich sogar ganz gegenteilige Gefühle besitzen.
So gilt z.B. das Lied "Gloomy Sunday" von Rezso Seress als Lied der Selbstmörder. Es ist aufgrund seiner Tonart und niedrigen Geschwindigkeit von einer tiefen Trauer erfüllt. Bei einigen Menschen in den 30er Jahren, welche Selbstmord begangen hatten, wurde eine Verbindung zu diesem Lied gefunden. Bei vielen lief es als Schallplatte zum Zeitpunkt des Todes. Ein Selbstmörder, der sich von der Brücke in einen kalten Fluß sprang und ertrank, hatten Noten und Text des Stücke bei sich. Heute wird davon ausgegangen, dass gerade psychisch instabile Menschen mit Suizidgedanken beim Hören des Liedes noch depressiver werden und daher ein Freitod die Folge sein kann. Psychisch stabilen Menschen wiederum, erfassen ebenfalls die Traurigkeit des Liedes, jedoch nur auf Dauer des Musikstückes. Dann stabiliert sich das Gefühlsleben wieder.
Wie bei Gloomy Sunday lassen sich auch andere Musikstücke ähnlich bewerten. Manche haben eine aggressionsfördernde Wirkung, so z.B. bei einigen Musikstücken im Bereich des Rap oder Technos. Andere können nachdenklich und melanchonisch stimmen, wie etwa Stücke der klassischen Musik oder auch des Soul und der Blues. Dahingegen kann z.B. Samba und Salsa wiederum anregend sein.
Musik transportiert Gefühle. Ob uns das Musikstück gefällt, hängt jedoch auch von unseren aktuellen Gefühlen ab. So wie wir einen Menschen sympatischer finden wenn er die gleichen Emotionen zeigt, so ist uns ein Musikstück viel sympatischer wenn es die gleichen Emotionen besitzt. Wenn wir also ein trauriges Lied hören, wenn wir gerade traurig sind, so gefällt es uns. Würden wir stattdessen ein glückliches Lied hören, es wäre uns unsympatisch. In der Regel würden wir dieses Lied wegschalten oder wenn das nicht geht außer Hörweite gehen. Das hat mit unserer Vorstellung zu tun, dass wir glauben die Welt sei so wie wir uns gerade fühlen. Denken wir traurig, so soll die ganze Welt traurig sein. Sind wir fröhlich, so sollte alles fröhlich sein. Alles was dem wiederspricht ist ein Störfaktor und passt nicht ins Bild. Darum wird es uns unsympatisch. Ähnlich wie ein Mensch der glücklich ist obwohl wir traurig sind oder umgekehrt.
Musik die uns gefällt spiegelt also entweder unser aktuelles Gefühlsleben oder aber hat dies früher einmal getan und wir orientieren unser aktuelles Gefühlsleben an diese Musik, solange wir sie hören. Letzteres kommt daher, dass uns die Musik an das erinnert was wir beim ersten Mal hören damit verbunden haben. Da Gefühle ein starker Katalysator von Erinnerungen ist, lassen sich diese Erinnerungen durch die mit der Musik verknüpfte Emotion leichter wieder ins Gedächtnis rufen. Bei einem traurigen Lied werden also traurige Erinnerungen aufgerufen und bei fröhlicher Musik fröhliche. Somit sind wir auch beim Musikhören immer wieder in Gedanken, selbst wenn wir es auch gar nicht wahrnehmen, weil das Lied einen bewusst fesselt aufgrund dieser Erinnerungen die vielleicht auch unbewusst aufgerufen werden.